Warum Demokratie so wichtig und schützenswert ist 

26. Juni 2025. Die letzten Unterrichtsstunden im Schuljahr der Klasse 9b. Danach geht es ins dreiwöchige Betriebspraktikum und anschließend in die Sommerferien. Davor muss noch die Klasse gereinigt und ein neuer Klassenraum bezogen werden. Alle packen an. Und als das getan ist, kommt die Klassenlehrerin mit einem großen Schreibauftrag um die Ecke. Ihre Bitte: Schreibt zu zweit eine Rede, in der ihr – falls ihr dem zustimmt – die Bedeutsamkeit der Demokratie herausstellt und begründet, warum sie schützenwert ist. Wider Erwarten KEIN Protest auf Schüler*innenseite, sondern direktes Eintauchen in die Arbeit. Einen Tag später halten die Schüler*innen in der Klasse beeindruckende Reden, aus denen in unterschiedlichen Absätzen hier zitiert wird. 

„Demokratie ist nicht nur ein Wort aus dem Politikbuch – sie betrifft jeden von uns direkt. Aber was wäre, wenn niemand deine Stimme hören will? Wenn andere über dein Leben bestimmen, ohne dass du etwas dazu sagen kannst? Demokratie bedeutet, dass alle Menschen durch Wahlen und Abstimmungen mitbestimmen dürfen, was in ihrem Land passiert. Das ist nicht selbstverständlich!“ (Fadi, Toni)

„Demokratie bedeutet, dass Jede/r mitreden darf. Dass wir wählen, uns versammeln, unsere Meinung sagen können, ohne dass man Ärger bekommt, weil man etwas kritisiert. Für uns ist das komplett normal. Aber in vielen Ländern in es das nicht.“ (Nizam, Karim)

„Wir als Volk dürfen mitbestimmen, welche Parteien uns regieren. In einer Diktatur wäre das nicht möglich. Es gibt nur EINE Person und ihre engen Anhänger, die alles entscheiden dürfen. Die Bürger*innen wählen zwar, aber oftmals werden die Wahlen manipuliert, sodass der Diktator wieder an die Macht kommt. So geht es Menschen in Ländern wie Nord-Korea oder Iran. Sie werden unterdrückt und leben oftmals in Angst, wenn sie ihre Meinung sagen.“ (Sarah, Asmin)

„…was wäre, wenn es keine Pressefreiheit gäbe und alles, was im Fernsehen gezeigt würde, von einer Person kontrolliert würde? In Russland wird man brutal gefoltert und getötet, wenn man Meinungen vertritt, die nicht denen Putins entsprechen. Ihr habt bestimmt mitbekommen, was vor zwei Jahren passiert ist: Ein Gegner Putins, Nawalny, hat sich in Russland für Demokratie eingesetzt und dafür mit seinem Leben bezahlt. Er wurde zuerst vergiftet, dann in Berlin behandelt, kehrte nach Russland zurück, wurde dort inhaftiert und starb dann in einem Straflager. Hier wurde er mit großer Wahrscheinlichkeit ermordet.“ (Amelie und Diane“)

„In einer Diktatur kann ein einzelner Mensch entscheiden, was für ihn gut ist, aber nicht unbedingt für alle anderen.“ (Nour, Sarfaraz)

„Wir würden in einem Land ohne Demokratie nicht leben wollen. […] Wir Frauen hätten weniger Rechte als die Männer. Wir müssten wie früher um unsere Rechte kämpfen und vielleicht wie bis in die 1970er Jahre unsere Männer fragen, ob wir arbeiten gehen dürfen. Wir Frauen waren, bevor sich dieses Gesetz geändert hat, finanziell von den Männern abhängig. Wir durften auch bis zum 29. Juni 1995 nicht abtreiben. Danach wurde das Schwangerschafts- und Familienhilfeänderungsgesetz eingeführt, das unter bestimmten Bedingungen Abtreibungen erlaubt.“ (Selma, Alba)

„Wenn die Demokratie verloren ginge, dann könnten Gesetze unfair werden, Stimmen wären wertlos und die Meinungsfreiheit ginge verloren. Die Sicherheit der Menschen würde drastisch sinken. […] Für uns ist es am wichtigsten, dass wir in der Demokratie ein Mitspracherecht haben und dass wir bei wichtigen politischen Entscheidungen miteinbezogen werden. Außerdem ist es wichtig, dass man nicht aufgrund seiner eigenen Meinung verurteilt wird.“ (Jonte, Johann)

„Aber warum sollten wir für unsere Demokratie kämpfen? Wäre es nicht viel einfacher, alles von einer Person regeln zu lassen? Nein! Meiner Meinung nach lohnt es, sich für die Demokratie einzusetzen. Denn Demokratie bedeutet Gleichberechtigung, Mitbestimmung und Meinungsfreiheit. […] Viele Menschen haben diese Privilegien nicht. Sie haben Angst wegen ihrer Meinung verhaftet oder sogar getötet zu werden. […] Viele von uns vergessen, wie toll unsere Demokratie eigentlich ist. Und das ist schließlich auch die größte Gefahr, dass irgendjemand unsere Trägheit ausnutzt. Damit das nicht passiert, sollten wir uns alle für die Demokratie einsetzen, indem wir z.B. demonstrieren gehen, uns gut informieren und immer wählen gehen.“ (Piet)

„In unserer Demokratie dulden wir keine Diskriminierung, Rassismus, Antisemitismus. Nur weil du eine bestimmte Hautfarbe oder Religion hast, ist das kein Grund andere runterzumachen. Mensch ist Mensch! Egal, wie er ist und das ist Fakt!“ (Amelie, Diane)

„Liebe Mitschülerinnen und Mitschüler! Stellt euch vor, ihr habt eine Idee für ein cooles Schulprojekt, aber niemand hört euch zu, weil eure Meinung nicht zählt. Oder stellt euch vor, nur eine Person entscheidet alles für die gesamte Schule. Keine Diskussionen, keine Abstimmungen, keine Mitbestimmung! Wäre das gerecht? 

Mhmm, weiß nicht, manchmal habe ich das Gefühl, dass Demokratie nur aus langen Diskussionen besteht, ohne dass am Ende was passiert. […] Das ist manchmal zu chaotisch. Wenn jeder mitredet, findet man doch nie eine Lösung. 

Natürlich braucht Demokratie Zeit. Es geht darum, gemeinsam Lösungen zu finden, mit denen viele einverstanden sind. Demokratie verhindert, dass einzelne Personen zu viel Macht erhalten. […] Demokratie ist nicht nur irgendein System. Sie ist unsere Stimme, unsere Freiheit und unsere Verantwortung.“  (Amran, Ecrin, Eftelya)